Lichen Simplex chronicus, auch bekannt unter den Bezeichnungen Vidal-Krankheit und Neurodermitis circumscripta ist eine Hauterkrankung, die sich in großflächigen Hautveränderungen sowie starkem Juckreiz äußert, der sich auch durch ständiges Kratzen nicht mildern lässt. Schätzungen zufolge sind etwa 12 Prozent der Bevölkerung von dieser chronisch-entzündlichen Hauterkrankung betroffen. Sie tritt am häufigsten im späten Erwachsenenalter auf, vor allem Menschen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren sind davon betroffen. Bei Kindern und jungen Menschen vor und in der Pubertät kommt die Vidal-Krankheit äußerst selten vor, Frauen leiden deutlich häufiger darunter als Männer.
Ursachen dieser Hautkrankheit
In den meisten Fällen lässt sich ein Ekzem, das überwiegend als Folge einer Allergie oder einer Arzneimittelreaktion auftritt, als Auslöser dieser Hautkrankheit feststellen. Der Juckreiz veranlasst den betroffenen Patienten, sich ständig an der gereizten Hautstelle zu kratzen, was dazu führt, dass es dort zu einer Lichenbildung kommt, die Haut also dick und vergröbert wird. Andere Ursachen für das Auftreten der Vidal-Krankheit können manchmal Insektenbisse oder –stiche und juckende Narben sein. Auch chronische venöse Insuffizienz an den Beinen wird manchmal als Auslöser beobachtet.
Obwohl die Ursachen für die Entstehung von Lichen Simplex chronicus noch nicht gänzlich erforscht worden und in vielen individuellen Fällen nicht eindeutig feststellbar sind, gehen Mediziner davon aus, dass psychosomatische Faktoren als Auslöser eine wesentliche Rolle spielen. Besonders häufig betroffen sind Menschen, die über einen längeren Zeitraum hinweg großem Stress oder psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Vor allem Depressionen und Angstzustände lösen oft als Reaktion ein übermäßiges Kratzen aus, dass die Lichenifizierung der betroffenen Hautstellen begünstigt.
Die Krankheit taucht in Schüben auf, die, wie in klinischen Studien festgestellt wurde, oft auch mit Perioden der Inaktivität einhergehen können. Dies wird darauf zurückgeführt, dass es in solchen Lebensphasen wenige vom Juckreiz ablenkende Aspekte gibt, und das vermehrte Kratzen somit gefördert wird. Im Zuge einer Studie wurde belegt, dass Patienten, die unter Lichen Simplex chronicus leiden, andere Persönlichkeitsprofile aufwiesen als Menschen, die von dieser Erkrankung seltener betroffen sind.
Des Weiteren gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch einige physische Störungen das Auftreten dieser Hautkrankheit begünstigen können. Häufig sind an Diabetes mellitus erkrankte Menschen davon betroffen, gewisse Lebererkrankungen sowie Magen-Darm-Störungen werden mit dem Auftauchen der Symptome von Lichen Simplex chronicus ebenfalls in Verbindung gebracht.
Erscheinungsbild der betroffenen Hautstellen
Im Zuge dieser Hauterkrankung kommt es zum Auftreten von streifenförmigen oder rechteckigen Veränderungen der Haut, die sich mitunter stark ausweiten und die Größe eines Tellers annehmen können. Die betroffenen Hautpartien weisen im Zentrum eine flächige Vergröberung (Lichenifikation) auf und sind am sich stark von der Umgebung absetzenden Rand gesäumt von harten, hanfkorngroßen Papeln oder Erhebungen, die eine rötlichbraune bis graue Farbe aufweisen. Besonders häufig treten diese lichenifizierten Hautpartien im Nackenbereich, auf den Innenseiten der Unterarme und Unterschenkel sowie in der Kreuzbeingegend auf. Auch der Genitalbereich, insbesondere die Schamlippen und Hoden können häufig von diesen plaqueförmigen Anordnungen von Papeln befallen sein.
Eine Gewebeanalyse bringt Gewissheit
Um Lichen Simplex chronicus diagnostizieren zu können, müssen zuerst alle anderen mit ähnlichen Symptomen verlaufenden Hautkrankheiten ausgeschlossen werden. Meist bringt nach einer Differenzialdiagnose nur ein histologischer Befund absolute Klarheit darüber, ob es sich bei der Hauterkrankung tatsächlich um Lichen Simplex chronicus handelt. Dabei wird im Zuge einer Biopsie eine Gewebeprobe der betroffenen Stelle entnommen und analysiert. Darüber hinaus muss festgestellt werden, dass tatsächlich eine chronische Erkrankung vorliegt, um den Erfolg der anschließenden Therapie zu gewährleisten.
Unterschiedliche Therapieansätze
Da sich diese Hauterkrankung als sehr therapieresistent erweist und die genauen Ursachen oft nicht festzustellen sind, muss davon ausgegangen werden, dass mehrere Therapieansätze probiert werden müssen, bevor es zu einer Besserung der Symptome kommt. In jedem Fall sollte, da es sich bei Lichen Simplex chronicus um eine chronische Hauterkrankung handelt und es selbst viele Monate nach einem völligen Abheilen der befallenen Hautstellen zu einem erneuten Auftreten der entzündeten Flächen kommen kann, ein Therapieansatz gefunden werden, der als Langzeitstrategie angelegt wird. Da die Krankheit am häufigsten als Folge starker psychischer Belastungen auftritt, sollte bereits zu Beginn einer klinischen Therapie erwogen werden, einen Psychologen zu Rate zu ziehen, der mögliche seelische Ursachen erkennen und behandeln kann.
In vielen Fällen erzielen bereits dermatologische Klimatherapien wie beispielsweise Nordseebäder sowie verschiedene Arten von Licht- und Bestrahlungstherapien gute Erfolge in der Behandlung dieser Hauterkrankung. Um dem Juckreiz und in weiterer Folge dem übermäßigen Kratzen entgegenzuwirken, kann die Anwendung von Antihistaminika erwogen werden, wobei die Erfolge oft nur mäßig sind. Bessere Wirkung zeigen Salben oder Cremes auf der Basis von Glukokortikoid oder Triamcinolonacetonid, die regelmäßig aufgetragen unter Okklusionsverbänden zur Wirkung kommen.
Im Falle eines Auftretens der Symptome im Genitalbereich hat sich zusätzlich zu diesen Maßnahmen die regelmäßige Anwendung von Sitzbädern mit gerbenden Zusätzen erfolgreich bewährt. Spezielle Unterspritzungen mit Xylocain-haltigen Kristallsuspensionen sowie Anwendungen mit Steinkohleteer-Salben können in schwer zu therapierenden Fällen eine beträchtliche Linderung bewirken.
Unterstützend sollte der Patient stets darauf achten, die betroffenen Hautstellen mit aggressiven Kosmetikprodukten und Kleidung nicht unnötig zu reizen und vermehrt der frischen Luft und Sonneneinstrahlung auszusetzen, was eine schnelle Abheilung begünstigt.
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